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VR in der Angst- und Psychotherapie

Eindrücke aus der Praxis der Knappschaft Kliniken Dortmund

Ein Selbstversuch in der psychiatrischen Institutsambulanz der Knappschaft Kliniken Dortmund zeigt eindrücklich, wie Virtual Reality Erzählen neu gestaltet: Eine Patientin erlebt ihre Höhenangst real – vor ihr eine endlos lange Hängebrücke über einem Abgrund, unter ihr rauschen Autos, um sie herum Berge und eine Burgruine – obwohl sie nur im Behandlungszimmer steht. Die immersive 360°-Aufnahme lässt kaum Raum für Zweifel: „Je größer die Angst ist, desto realer wird das Video empfunden“, erklärt Leitende Psychologin Susanne Scheidat. Die VR-Technologie macht Situationen erfahrbar, die in der realen Welt kaum simulierbar sind – etwa eine Hängebrücke, Vogelspinne oder das Autofahren auf der Autobahn (Quelle: Ruhr Nachrichten)

Seit Mai nutzt die Institutsambulanz diese VR-Brille regelmäßig für die Behandlung von Patient:innen mit Ängsten, aber auch bei Depression, PTBS, chronischen Schmerzen, Zwängen und Süchten. Bereits drei bis fünf Sitzungen mit individuell ausgewählten Szenarien reichen häufig aus, um erste therapeutische Fortschritte zu erzielen. Die Technologie eröffnet so eine realitätsnahe und sichere Möglichkeit, sich gezielt zu konfrontieren und Ängste zu.

Vor dem Einsatz wird überdies geprüft, ob keine Kontraindikationen wie Epilepsie, schwere Seh- oder Gleichgewichtsstörungen vorliegen. Die VR-Therapie wird dabei nicht nur bei Erwachsenen, sondern in manchen Einrichtungen auch bei älteren Menschen mit Demenz sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie angewandt.

Ergänzende Aspekte zur Anwendung von VR in der Psychotherapie

  1. Sicherheit und Akzeptanz durch graduierte Exposition
    VR erlaubt es, Ängste schrittweise und kontrolliert zu bearbeiten – in einem sicheren Setting. Das reduziert das Risiko von Retraumatisierungen im Vergleich zur realen Konfrontation mit angstauslösenden Situationen. Die hohe Präsenz der Szenarien unterstützt die therapeutische Wirkung, während negative Effekte durch sorgfältige Auswahl der Szenarien und Monitoring minimiert werden.
  2. Messbarkeit und Dokumentation
    Moderne VR-Systeme können Körperdaten (z. B. Herzrate, Bewegung, Blickverhalten) und Sitzungsverläufe aufzeichnen. Diese objektiven Parameter ermöglichen eine differenzierte Dokumentation des Therapiefortschritts, insbesondere in Expositionssettings, in denen subjektive Berichte allein nicht ausreichen.
  3. Flexible Anpassung und Rollout-Potenzial
    VR-Szenarien lassen sich individuell konfigurieren und mehrfach wiederverwenden. Dies ermöglicht einen effizienten Einsatz in ambulanten Einrichtungen und eine einfache Skalierbarkeit, etwa für therapeutische Gruppen oder hybride Teletherapie-Modelle.

Anmerkung zur Technik

In der hier beschriebenen Anwendung wurde das VT-System von Lab E virtuallythere verwendet. Dieses System zeichnet sich durch besonders hochwertige 360°-Szenarien, intuitive Steuerung sowie flexible Modulanpassung aus, ideal für graduierte Exposition in Therapie. Die Einsatzmöglichkeiten umfassen:

  • Szenario-Auswahl und Intensitätssteuerung: Von niedriger bis hoher Exposition, je nach Therapieziel
  • Therapeuten-Portal: Steuerung der Exposition, Planung und Dokumentation von Praxis- und VR@Home-Anwendungen

Mit dem Einsatz des VT-Systems von Lab E werden die therapeutischen Möglichkeiten in der Psychotherapie erweitert - durch realitätsnahe Exposition in geschütztem Rahmen, und steigerbare, sichere Anwendung in verschiedenen Indikationen bieten vielversprechende Perspektiven für den Einsatz von VR in verschiedenen psychotherapeutischen Bereichen wie Angst, Stress, Depression, ADHS usw.

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VPP im BDP kooperiert mit Lab E virtuallythere für VR in der Psychotherapie