Virtual Reality in der Psychotherapie ist kein Zukunftsthema mehr – sie ist längst Teil der klinischen Realität geworden. Doch während im Erwachsenenbereich bereits zahlreiche Studien zur Virtual Reality Exposure Therapy (VRET) vorliegen, stecken Forschung und Anwendung bei Kindern und Jugendlichen noch in den Anfängen. Umso erfreulicher ist es, dass eine neue, fundierte Fachpublikation nun gezielt auf dieses sensible Anwendungsfeld eingeht:
👉 „Virtuelle Realitäten: Neue Therapiemöglichkeiten bei Angststörungen“
Was die Publikation zeigt
Der Artikel beleuchtet den Einsatz von VRET in der Behandlung von Angststörungen im Kindes- und Jugendalter. Besonders hervorgehoben werden dabei die Chancen durch anpassbare, kontrollierte VR-Umgebungen, die kindgerecht gestaltet werden können – häufig ergänzt durch Gamification-Elemente, die die Motivation der jungen Patient*innen fördern.
Ein großer Vorteil von VRET gegenüber klassischer Expositionstherapie liegt in der besseren Planbarkeit und Steuerbarkeit. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die sich oft schwer auf reale Angstsituationen einlassen können, schafft VR eine sichere und dennoch wirksame Umgebung.
Evidenz, Empfehlungen und Einschränkungen
Laut Publikation ist die Studienlage zur VRET im Jugendbereich zwar noch begrenzt, erste Pilotstudien zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse, vor allem im Hinblick auf Therapieadhärenz und Behandlungsakzeptanz. Die Autor:innen weisen auch darauf hin, dass VR für bestimmte Angststörungen bereits in der S3-Leitlinie als mögliche Maßnahme empfohlen wird, etwa bei spezifischen Phobien.
Wichtig ist: Der Einsatz von VR in der Kinder- und Jugendpsychotherapie sollte ausschließlich durch geschultes Fachpersonal erfolgen. Ein eigenständiger Einsatz durch Kinder oder Eltern wird explizit nicht empfohlen.
Neue Möglichkeiten durch Biofeedback und Eye-Tracking
Ein besonders innovativer Aspekt ist die Kombination von VRET mit Biofeedback, Eye-Tracking und anderen interaktiven Tools. Diese ermöglichen nicht nur eine genauere Diagnostik, sondern auch ein unmittelbares Rückmelden von Emotionen und Stressreaktionen während der Exposition – ein Fortschritt, der vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen spannende neue Optionen eröffnet.
Lesetipp:
Effectiveness of virtual reality therapy in the treatment of anxiety disorders in adolescents and adults: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials (Zeng et al., 2025)
In diesem systematischen Review wurden insgesamt 33 Studien mit 3182 Jugendlichen und Erwachsenen mit Angststörungen einbezogen. Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigten, dass die Virtual-Reality-Therapie im Vergleich zu konventionellen Interventionen die Symptome und den Grad der Angst bei Patienten mit Angststörungen signifikant verbesserte [SMD = -0,95, 95%CI (-1,22,-0,69), Z = 7,05, P < 0,00001].
Unser Fazit
Die neue Publikation in Kindheit und Entwicklung bietet einen hochaktuellen, praxisnahen Überblick über den Stand der Forschung und Anwendung von VR bei Angststörungen im Kindes- und Jugendalter. Sie zeigt deutlich: Die Möglichkeiten sind groß, ebenso wie die Verantwortung, mit der neue Methoden in die Praxis integriert werden müssen.
Wir bei Lab E virtuallythere bleiben dran – für eine moderne Psychotherapie, die Kinder und Jugendliche dort erreicht, wo sie heute besonders empfänglich sind: im digitalen Raum, der ihnen durch ihren natürlichen Zugang zu digitalen Tools oft vertrauter ist als analoge Therapiesettings.