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VRET bei Zwangsstörung

Aktuelle Forschung und klinische Evidenz
Die aktuellste und hochwertigste Publikation zu VRET bei Zwangsstörungen

Die randomisiert-kontrollierte Studie von Miegel et al. (2025), die im JAMA Network Open veröffentlicht wurde untersuchte erstmals Mixed Reality Exposure and Response Prevention (MERP) bei kontaminationsbezogenen Zwangsstörungen und stellt einen wichtigen Fortschritt gegenüber herkömmlicher Virtual Reality dar.

  • 36 Patienten mit kontaminationsbezogenen Zwangsstörungen (C-OCD), Randomisiert-kontrollierte Studie (RCT)
  • 6-wöchentliche MERP-Sitzungen vs. selbstgeführte ERP (SERP)
  • MERP zeigte keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe bezüglich der Y-BOCS-Reduktion
  • Moderate bis große Verbesserungen innerhalb der MERP-Gruppe (Cohen's d = 0.584-0.931)
  • Präsenzgefühl war mit einem Mittelwert ≤3.24 von 7 Punkten suboptimal
  • 94,4% der Patienten fanden die Konfrontation in Mixed Reality einfacher als in der Realität
Weitere bedeutende aktuelle Studien (2024-2025)

Eine wegweisende Sicherheitsstudie von Lohse et al. (2025) untersuchte die Nebenwirkungen von VRET bei Zwangsstörungen:

  • 80 Patienten mit Wasch- oder Kontrollzwängen
  • Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Symptomverschlechterungen
  • 47% der Teilnehmer erlebten mindestens eine Nebenwirkung, jedoch signifikant weniger in der VRET-Gruppe (p < 0.001)
  • VR-spezifische Nebenwirkungen bei 55% der Patienten
  • Cybersickness blieb stabil (p = 0.098)

Eine umfassende Meta-Analyse von 55 Studien mit 3031 Teilnehmern (Zeng et al., 2025) zeigte:

  • Geringe bis sehr geringe Evidenzqualität für VR-Interventionen bei den meisten psychischen Störungen
  • Über 50% der Studien wiesen ein hohes Verzerrungsrisiko auf
  • Signifikante Effekte bei spezifischen Phobien und sozialer Angst, jedoch unzureichende Daten für OCD
UKE Hamburg - Führend in VRET-OCD-Forschung

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist führend in der deutschen VRET-OCD-Forschung:

  • Aktuelle Studie (DRKS00020969): 64 Patienten mit Mixed Reality Therapie (Miegel et al., 2024)
  • Expositionstherapie-Bereitschaftsstudie (DRKS00025154): Untersuchung, ob VR-Exposition die Bereitschaft für in-vivo-Therapie steigert (UKE Hamburg, 2024)
  • Publizierte Forschung zu technischen Verbesserungen und Präsenzgefühl (Miegel et al., 2023)
Kontaminationsspezifische Erkenntnisse

Aktuelle Studien zeigen, dass VRET bei kontaminationsbezogenen Zwangsstörungen am besten erforscht ist (Miegel et al., 2023 und 2024):

  • Disgust-Modulation: VRET kann erfolgreich Ekel-Emotionen auslösen und reduzieren
  • Biophysiologische Parameter: Hautleitfähigkeit und Herzfrequenz zeigen messbare Reaktionen
  • Realitätsnähe: Die begrenzte Realitätsnähe aktueller VR-Systeme wird als Haupthindernis identifiziert
Augmented/Mixed Reality als Zukunftstechnologie

Die neueste Forschung zeigt einen klaren Trend hin zu Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR):

  • CleanScape AR-System (Mohandessi et al., 2025): 22 Patienten zeigten erhöhte Angstreaktionen bei AR-Exposition
  • Bessere Realitätsnähe durch Kombination virtueller Objekte mit realer Umgebung
  • Höheres Präsenzgefühl als herkömmliche VR (Miegel et al., 2025)
Systematische Reviews und Meta-Analysen

Die aktuelle Evidenz wird durch umfassende Übersichtsarbeiten gestützt (Islam et al., 2025), die zeigen:

  • Moderate Effektstärken bei VR-basierten Interventionen
  • Methodische Verbesserungen in neueren Studien erforderlich
  • Standardisierte Protokolle für VRET bei OCD werden entwickelt
Klinische Implikationen und Ausblick

Aktuelle Evidenz zeigt:

  • VRET ist sicher und gut verträglich für OCD-Patienten
  • Moderate Wirksamkeit bei kontaminationsbezogenen Zwängen
  • Technische Verbesserungen des Präsenzgefühls sind essentiell
  • Mixed/Augmented Reality bietet vielversprechende Ansätze 

Empfehlungen für die Praxis:

  • VRET als Vorstufe zur in-vivo-Exposition einsetzen
  • Kombination mit traditioneller ERP für optimale Ergebnisse
  • Individuelle Anpassung der virtuellen Umgebungen an spezifische Zwänge

Die Forschung zeigt, dass VRET bei Zwangsstörungen vielversprechend, aber noch entwicklungsbedürftig ist. Die neuesten Studien von 2025 liefern wichtige Erkenntnisse zur Sicherheit und zeigen Wege für zukünftige Verbesserungen auf.

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Aktuelle Forschung zur VR-Expositionstherapie bei ADHS