Katerina Albrechtowitz arbeitet in eigener Praxis (Privat & Kasse) mit einem breiten Spektrum psychotherapeutischer Verfahren. Neben systemischen und humanistischen Methoden setzt sie zunehmend Virtual Reality (VR) ein, sowohl zur Entspannung als auch zur Exposition.
Ausgangssituation
Der vorgestellte Patient leidet seit vielen Jahren unter chronischer Unruhe, diagnostizierter Erschöpfung und einer anankastischen Persönlichkeitsstörung. Perfektionismus, Ungeduld und das Bedürfnis nach sofortiger Wirkung erschwerten die Therapie erheblich.
Seit rund einem Jahr ist die Symptomatik so stark, dass Arbeitsunfähigkeit besteht. Klinikaufenthalte und Medikamentenanpassungen brachten keine nachhaltige Besserung. Der Leidensdruck war entsprechend hoch.
Entscheidung für Virtual Reality
K. Albrechtowitz nutzte bisher vor allem systemische Arbeit und humanistische Körperpsychotherapie. Zwar zeigte der Patient kleine Fortschritte in der Sitzung, doch zu Hause fehlte die Umsetzung. Zweifel und Überforderung führten zu Stillstand und drohendem Therapieabbruch.
Die Idee: Mit VR in kürzerer Zeit spürbare Effekte ermöglichen, Vertrauen aufbauen und dem Patienten erlebbar machen, dass er eigene Körper- und Gefühlsreaktionen wahrnehmen und regulieren kann.
Vorgehen und Ergebnisse
Vorbereitung: Aufklärung über VR und erstes Kennenlernen mit einem Entspannungsvideo („Musik am Teich"). Der Patient sprach sofort positiv darauf an und nahm Unterschiede selbst wahr. Dieses Setting wurde mehrfach wiederholt, um Gewöhnung und Vertrauen zu schaffen.
Integration: Schrittweise Erweiterung und Kombination mit körperpsychotherapeutischem Atmen, Auswahl möglicher Szenarien aus der Anamnese. Zunächst wurden Videos am Laptop angespielt, bevor die Brille genutzt wurde.
Exposition: Start mit dem Video „Einkauf 01" (soziale Phobie). Während der Patient es anfangs als leicht beschrieb, machte die Therapeutin auf nonverbale Signale (z. B. Lippenpressen) aufmerksam. So konnte er unangenehme Empfindungen bewusst wahrnehmen und mit Atemtechnik regulieren. Anschließend folgte die Steigerung mit „Einkauf 02".
Ergebnis: Der Patient lernte, sich über die VR-Brille besser wahrzunehmen. Entspannung wurde rasch spürbar, Vertrauen entstand, und ein aktives Einlassen auf den therapeutischen Prozess wurde möglich.
Besondere Vorteile der VR
- Schneller Zugang zur Entspannung → Motivation und Hoffnung steigen
- Realistische Settings → erleichtern die Übertragung ins Alltagsleben
- Flexibilität im Einsatz → auch diagnostisch nutzbar, fördert kreatives Arbeiten
- Konzentration auf Körpersprache → die Therapeutin kann nonverbale Signale aufgreifen und Rückmeldungen geben, die vom Patienten leichter nachvollzogen werden
- Wirksames Absenken der Auslöseschwelle → Situationen werden früher erkannt und besser reguliert
Anwendungsschwerpunkte
Die VR-Brille kommt in ihrer Praxis vor allem bei Entspannung, sozialen und spezifischen Phobien sowie Zwängen zum Einsatz. Auch für eigene Meditation und kreative Regeneration nutzt K. Albrechtowitz die Technologie.
Empfehlung an Kolleg:innen
„VR bereichert und erleichtert die Arbeit. Es eröffnet kreative Möglichkeiten, stärkt die Wahrnehmung der Patient:innen und verbessert die Selbstfürsorge. Im Vergleich zu in vivo-Übungen ist das Herabtrainieren von Auslöseschwellen mit VR oft einfacher und nachhaltiger."
👉 Dieser Fall zeigt, wie VR gerade bei komplexen Persönlichkeitsstörungen und Erschöpfung neue therapeutische Zugänge eröffnet – realistisch, motivierend und ressourcenschonend.