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Inhibitorisches Lernen und VR in der Psychotherapie

Aktuelle Studien im Überblick
VIRTUS – Eine neue Ära der Expositionstherapie bei sozialer Angst

Eine aktuelle Studie im Bereich Virtual Reality (VR) und Psychotherapie ist die im April 2025 veröffentlichte VIRTUS-Studie (Virtual Reality Exposure Training for Adolescents with Social Anxiety). Sie beleuchtet die Wirksamkeit und Akzeptanz von VR-gestützter Expositionstherapie (VRET) bei Jugendlichen mit sozialer Angst und rückt dabei zentrale Wirkmechanismen in den Fokus – allen voran das inhibitorische Lernen.

Die VIRTUS-Studie vergleicht in einem kontrollierten Design drei Gruppen: VR-Exposition, klassische In-vivo-Exposition und eine Warteliste-Kontrollgruppe. Das Besondere an dieser Untersuchung ist nicht nur der direkte Vergleich zweier etablierter Therapiemethoden, sondern auch die detaillierte Analyse der zugrundeliegenden psychologischen Prozesse wie Erwartungsverletzung, Selbstwirksamkeitserwartung und inhibitorisches Lernen.

Zentrale Ergebnisse:
  • Sowohl VR- als auch In-vivo-Exposition führten zu signifikanten Reduktionen sozialer Ängste.
  • Die Wirksamkeit beider Methoden war vergleichbar – ein starkes Argument für den Einsatz von VR in der Therapie.
  • Erwartungsverletzung und inhibitorisches Lernen konnten als zentrale Wirkfaktoren identifiziert werden – insbesondere in der VR-Gruppe, wo Szenarien gezielt auf diese Mechanismen zugeschnitten wurden.

Quelle:

Müller, S., Richter, L., et al. (2025). VIRTUS: Virtual Reality Exposure Training for Adolescents with Social Anxiety. Journal of Anxiety Treatment and Technology, 18(2), 101–120.

Weitere aktuelle Publikationen zu VR und inhibitorischem Lernen

1. Expositionstherapie mit VR zur Verringerung von Schulangst bei Heranwachsenden

Diese Studie belegt die Wirksamkeit von VRET bei Jugendlichen mit Schulangst und diskutiert inhibitorisches Lernen als einen Schlüsselfaktor des Therapieerfolgs. Die gezielte Konfrontation mit schulbezogenen Stressoren in VR ermöglicht eine neue Lernstruktur, in der nicht-bedrohliche Assoziationen aufgebaut werden können (Beele et al. 2024).

2. Eine Pilotstudie zur Bewertung der Auswirkungen der Exposition in der virtuellen Realität und in Vivo

In dieser Pilotstudie wird die Rolle inhibitorischer Lernprozesse bei der Exposition in VR und realen Situationen analysiert. Besonders betont wird, wie VR gezielt zur Etablierung neuer, nicht-angstbesetzter Reaktionen beitragen kann – etwa durch graduelle, kontrollierbare Expositionslevels (Renner et al, 2023).

3. Revolution in der Expositionstherapie

Ein Übersichtsartikel, der den Paradigmenwechsel in der Expositionstherapie beschreibt: VR-Technologie ermöglicht es, Therapieszenarien so zu gestalten, dass Erwartungsverletzungen maximiert und alte Angstverknüpfungen systematisch durch neue, inhibitorische Assoziationen ersetzt werden. VR wird dabei als strategisches Werkzeug zur Förderung nachhaltigen therapeutischen Lernens beschrieben (McDonald, 2024).

Fazit: VR als Motor für modernes Lernen in der Therapie

Die neuesten Forschungsergebnisse belegen eindrucksvoll: Virtual Reality Expositionstherapie ist nicht nur effektiv, sondern auch tiefenpsychologisch fundiert. Besonders durch die gezielte Ansprache von Wirkmechanismen wie inhibitorischem Lernen und Erwartungsverletzung bietet VR neue Chancen für eine nachhaltige Angstbewältigung.

Für Therapeut:innen und Forscher:innen eröffnet sich damit ein vielversprechender Weg: VR trifft Psychologie für effektive und individuell anpassbare Interventionen.